Stefanie Adamczyk Journalistin

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An der Schwelle zum Tod

„Alle 59 Sekunden versucht in Deutschland ein Mensch, sich das Leben zu nehmen, alle 45 Minuten gelingt dies“, erklärt Minelli und verweist auf lebenslange Folgeschäden durch missglückte Suizidversuche.
Bei Dignitas gibt es 15 Gramm des in 60 Millilitern Leitungswasser gelösten Barbiturats. Vier Gramm wirken bei einem 80-Kilo-Mann bereits tödlich.

„Das ist ihr Leben. Wenn die Sterbenden das so wollen, ist es doch das Natürlichste überhaupt“, sagt Abel Rabah. Der 26-jährige Elektriker wusste lange nicht, was zwei Stockwerke über ihm vor sich geht.

Erst seine Großeltern haben einen Bericht über Dignitas im Schweizer Fernsehen gesehen und ihren Enkelsohn schockiert angerufen. „Mir ist’s egal“, sagt Rabah. „Ich verlasse das Haus um halb sieben und komme um fünf, halb sechs abends wieder.“ Nur ein Mal habe er in einem Jahr einen Leichenwagen gesehen. „Jeder muss mal sterben“, sagt er.

Eine Entspanntheit, die Priscilla Ommerli nicht aufbringt. „Ich möchte nicht mit 50 schon so über den Tod nachdenken müssen.“ Die Südafrikanerin will eine Unterschriftenaktion gegen Dignitas starten. So sehr sie auch mit dem Sterben vor der Haustür konfrontiert ist – in der Dignitas-Wohnung im vierten Stock war Ommerli noch nie. Hinter der olivgrünen Tür würde sie keine düstere Folterkammer vorfinden, sondern einen warmen, sonnendurchfluteten Raum mit gelben Chiffongardinen. An den Wänden hängen Bilder in strahlenden Farben, Berglandschaften und Dschungel. Gestorben wird in Sonnenblumen-Bettwäsche.



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