Stefanie Adamczyk Journalistin

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An der Schwelle zum Tod

nichts von Dignitas und den „Todesengeln“. So nennen die Frauen die Sterbehelfer. Inzwischen hat sie so viel Angst, dass sie selbst das Blubbern aus dem Abfluss für Geister von Verstorbenen hält. „Jedes Mal, wenn es oben vorbei ist, kommt Schaum aus dem Waschbecken, alles riecht nach Leiche“, klagt Sonny.

Auf Sonnys Ängste angesprochen, bleibt Dignitas-Chef Ludwig Minelli nur ein Stirnrunzeln. Dass es zwischen Sonnys Abfluss und Dignitas einen Zusammenhang gibt, sei völlig ausgeschlossen, sagt er, und zeigt das blank geputzte Waschbecken in der Sterbewohnung. „Wir machen hier oben nichts. Das kommt wahrscheinlich von Putzmitteln, die viele Südländer verwenden.“

Eine Erklärung, die Sonny nicht weiterhilft. Sie hat noch nie mit Minelli gesprochen, den Ort ihrer Angst noch nie betreten. „Vielleicht sollte ich die Nachbarn mal hierher einladen“, sagt Ludwig Minelli und fügt hinzu: „Wem’s dann nicht passt, dass wir hier sind, der kann ja ausziehen.“

Gestorben wird zu Bürozeiten. Während die Hausfrauen Einkäufe erledigen, kochen, den Müll runterbringen. „Ich muss mich immer nach denen richten, sonst renn’ ich mit dem Müllbeutel in die Leiche“, sagt Priscilla Ommerli. Sie habe keine Angst vor dem Tod, hält Sterbehilfe für gerechtfertigt, wenn Todkranke von ihrem Leid erlöst werden. „Aber hier leben Menschen, das ist der falsche Ort.“



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