Stefanie Adamczyk Journalistin

Über Menschen. Für Menschen.

Die Autorin

Die Bilder

An der Schwelle zum Tod

Gardinen und Unrat, der den Boden bedeckt. Drei, vier Mal habe er in fünf Jahren mitbekommen, dass ein Leichenwagen vor der Tür steht, ansonsten sei er arbeiten, Tunnel und Straßen bauen.

Tür an Tür mit dem Tod zu wohnen, das sei für ihn kein Problem mehr. „Ich hab’ schon so viel erlebt“, sagt er und blickt aus glasigen blauen Augen. Gerade erst haben sie seine Nachbarin zur Linken abgeholt.

30 Jahre alt, drogensüchtig. Bis man sie fand, lag sie eine Woche in ihrer Wohnung, nun muss der Kammerjäger kommen. Auch wenn für Wüthrich der Tod zum Leben gehört, von Selbsttötung hält er nichts.

„Mein Stiefvater hatte nur noch eine halbe Lunge, aber er hat’s aufrecht zu Ende gebracht.“ Der Krebspatient wollte zu Hause sterben, „und das“, sagt Wüthrich, „hat er auch geschafft“. Wie viele andere der 16 Mietparteien im Haus schätzt Wüthrich die günstige Miete. 950 Franken, etwa 630 Euro, zahlt er monatlich an eine Immobiliengesellschaft – für Züricher Verhältnisse ein Schnäppchen.

„Ich habe das Haus jahrelang verwaltet, es gehört einer Cousine“, sagt Dignitas-Chef Minelli. Genau ausgesucht hat er die Umgebung, in die er seine Sterbewilligen für ihre letzten Stunden bringt. „Kleine Mieteinheiten, hohe Fluktuation, wenig ältere Mieterinnen.“ Mit einigen Bewohnern hat er sich mal unterhalten, ein Grafiker im Erdgeschoss habe sich nicht daran



Powered by drupal - Design by artinet - Integration by exosys