Stefanie Adamczyk Journalistin

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An der Schwelle zum Tod

gestört, dass Dignitas in seinem Haus Sterbehilfe leistet. Mittlerweile ist er ausgezogen. Im ehemaligen Grafiker-Atelier hat der Verein eine zweite Sterbewohnung eingerichtet. Für Suizidenten, denen der Weg in den vierten Stock zu beschwerlich ist.

Von einer zweiten Dignitas-Wohnung, die kein Türschild hat, weiß Peter Möckli noch nichts. „Wenn man ein gutes Herz hat und stark ist, dann kann man hier wohnen“, sagt er und schlägt sich auf die Brust. Seit einem Jahr lebt der Gebrauchtwagenverkäufer in der ersten Etage.

Selten ist er zu Hause, meist auf dem Autoplatz oder bei seiner Freundin. Möckli nimmt seine Strickmütze ab, knetet sie, während er über Leben und Tod spricht. „Ich bin eine Denkernatur“, sagt er, „und ich glaube, dass es nach dem Tod weitergeht.“

Zur Sterbehilfe hat er eine geteilte Meinung: „Menschen, die total verkrebst sind, haben solche Schmerzen, aber Leute, die wegen einer seelischen Verstimmung nicht mehr leben wollen?“ Denen sollte Dignitas das Sterben nicht so leicht machen. Ein Glas mit einer tödlichen Dosis Schlafmitteln gereicht zu bekommen, das sei zu einfach, sagt der 48-Jährige und fährt sich mit der Hand durchs rotgefärbte Haar.

Menschen, die in der Gertrudstraße den ersehnten Tod finden, haben vorher mit Dignitas gesprochen. Nicht immer leiden sie an einer tödlichen Krankheit, sagt Generalsekretär Ludwig Minelli.



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