Stefanie Adamczyk Journalistin

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An der Schwelle zum Tod

Die Tage, an denen schwarz gekleidete Menschen – Sterbehelfer, Todeskandidaten und deren Angehörige – über die Schwelle des Todeshauses treten, nennen Ommerli und Sonny „Tage der offenen Tür“. Die beiden gläsernen Eingangstüren, die nicht über einen Summer zu öffnen sind, werden weit aufgesperrt und warten auf noch mehr Fremde, die an Sterbetagen in das Flachdachhaus kommen.

Sobald Atmung und Puls eines Sterbenden nicht mehr feststellbar sind, ruft ein Dignitas-Mitarbeiter die Polizei. Zwei Beamte und der Staatsanwalt betreten das düstere, stickige Treppenhaus und machen sich auf den Weg in den vierten Stock.

Sie müssen ausschließen, dass der Suizident gewaltsam gestorben ist. Kurz danach fährt der Leichenwagen vor das Haus, diesen schmutzigen Riesenwürfel, der gesichtslos mit geschlossenen Jalousien neben hübsch sanierten Mietshäusern steht. Erst vor der Haustür wird der graue Leichensack in den Sarg gelegt.

Davon bekommt Heinz Wüthrich meist nichts mit. Verschlafen, mit Augenringen und offener Hose lehnt der 40-Jährige im Türrahmen seines Appartements, gleich neben der Sterbewohnung. Aus seinen eineinhalb Zimmern dringt beißender Geruch von Essensresten und Müll, von Schweiß, Rauch und Alkohol. Der Türspalt gibt den Blick frei auf vergilbte



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