Stefanie Adamczyk Journalistin

Über Menschen. Für Menschen.

Die Autorin

Die Bilder

Verbrechen an Venedig

Vor 40 Jahren waren die Menschen nicht so mit optischen Reizen zugeschüttet, wie sie es heute sind. Ich hatte mein Erdkundebuch gelesen. Ich hatte ein paar Artikel durchgeschaut. Ich hatte einen Film mit Audrey Hepburn gesehen. Aber das wirkliche Venedig kam völlig unerwartet. Dabei könnte ich nicht einmal sagen, was mich am meisten beeindruckte, denn Venedig ist überall schön. Es hat eine Atmosphäre des Geheimnisvollen. Und diese Schönheit und Atmosphäre werden ihm auch immer bleiben. Die Häuser werden immer aussehen, wie sie aussehen - auch wenn die Touristen sie fast umrennen.

Für mich ist die Stadt nachts am schönsten, weil ich dann nicht durch Menschen schwimmen muss. Wenn die Touristen morgens eintreffen, siehst du nichts mehr, außer der Masse, in der du feststeckst. Du könntest in Detroit sein - auch wenn in Amerika niemand wirklich durch die Straßen läuft. Du könntest in Düsseldorf sein. Oder in Zürich oder Marseille. Weil du nichts siehst.

Alles, was ich dann noch weiß, ist, dass ich dort hinten hingelangen muss, um meine Orangen zu kaufen. Doch zwischen diesem „dort" und mir sind 10 000 Menschen. So versuche ich meist, meine Wege vor neun am Morgen zu machen. Oder ich warte. Und da die Menschen erst spät wieder verschwinden, gehe ich oft nicht vor acht Uhr zum Essen. Wie die meisten anderen Venezianer.



Powered by drupal - Design by artinet - Integration by exosys