Stefanie Adamczyk Journalistin
Über Menschen. Für Menschen.
Verbrechen an Venedig
Für mich ist die Stadt nachts am schönsten, weil ich dann nicht durch Menschen schwimmen muss. Wenn die Touristen morgens eintreffen, siehst du nichts mehr, außer der Masse, in der du feststeckst. Du könntest in Detroit sein - auch wenn in Amerika niemand wirklich durch die Straßen läuft. Du könntest in Düsseldorf sein. Oder in Zürich oder Marseille. Weil du nichts siehst.
Alles, was ich dann noch weiß, ist, dass ich dort hinten hingelangen muss, um meine Orangen zu kaufen. Doch zwischen diesem „dort" und mir sind 10 000 Menschen. So versuche ich meist, meine Wege vor neun am Morgen zu machen. Oder ich warte. Und da die Menschen erst spät wieder verschwinden, gehe ich oft nicht vor acht Uhr zum Essen. Wie die meisten anderen Venezianer.