Stefanie Adamczyk Journalistin

Über Menschen. Für Menschen.

Die Autorin

Die Bilder

Offen für alle

möchte. Dass sich das alles doch auch in der Umgebung finde. Dass man sich aber sehr, sehr geehrt fühle, Abbé Pierre hier bei sich zu haben.

Gibt es bislang also auch keine offizielle Zuflucht für die Pilger in Esteville, finden die, die Abbé Pierre ganz nah sein wollen, sie letztlich aber doch: In der „Halte d'Emmaüs“, nur ein paar hundert Meter vom Friedhof entfernt.

In der Station, die ursprünglich als eine Art Altersruhesitz für die Kompagnons gegründet wurde, hatte Abbé Pierre selbst zwischen 1991 und 1999 gelebt, bevor er zurück nach Paris ging. In einem Zimmer im ersten Stock, gestrichen in seinen Lieblingsfarben Gelb und Blau, mit kleiner angeschlossener Werkstatt. „Erst nachts fing er hier an zu hämmern, weil er tagsüber zu viel geschäftliche Dinge zu erledigen hatte“, sagt sein Kompagnon Joseph Hammeuny. Und noch immer liegt auf dem Schreibtisch Abbé Pierres Briefpapier direkt neben dem Telefon, darauf zwei seiner Brillen, sein Stock lehnt am Stuhl - denn die Kompagnons haben seit seinem Weggang nichts in dem Zimmer verändert.

Nur eine abgeschlossene Glastür schirmt das Zimmer jetzt von außen ab, damit niemand der Besucher Devotionalien sammelt. Und so offen und herzlich die Menschen Fremde in der Halte auch empfangen - lieber wäre es ihnen, sie kämen nicht. Denn eigentlich soll sie Zuflucht für Jugendliche sein. Jugendliche, die mal ein paar Tage Ruhe brauchen.

Noch bietet Esteville diese Ruhe. Der Pilgerstrom überschwemmt den Ort nicht, sondern kommt, nach und nach, ebenso leise, wie er am Grab verweilt: Die sechs Jugendlichen aus Evreux. Das Paar mit Baby aus Paris. Die drei Herren aus dem Nachbarort. Dann fahren sie wieder, zum eigentlichen Ziel. Nach Montreuil. Nach Caen. Oder nach St. Wandrille, dem Kloster, in dem Abbé Pierre in den achtziger Jahren lebte und in dem er den ratsuchenden Präsidenten Mitterrand einst per Hubschrauber empfing.

Und auch Monsieur Remetter winkt noch einmal aus dem Wohnmobil und fährt dann Richtung Rouen, langsam vorbei an der Halte d'Emmaüs, den Blick kritisch zum Himmel.



Powered by drupal - Design by artinet - Integration by exosys