Stefanie Adamczyk Journalistin
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Seit dem Tod des Armenpriesters Abbé Pierre wandelt sich ein kleines Dorf in der Normandie zum Wallfahrtsort. – Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung – Stefanie Adamczyk
Monsieur Remetter steigt zurück in das Wohnmobil auf dem Friedhofsparkplatz. Im Schlepptau seine Enkel Marina und Pierre-Jean, während Madame drinnen noch immer ihre Morgentoilette erledigt. Eben hat sich der Regen ein wenig gelegt, denn es regnet, seit gestern schon. Die Erde zwischen den Kieseln auf dem winzigen Friedhof in Esteville ist längst durchweicht. Mauern und Kirche strahlen eine Kühle aus, die die Kleidung klamm werden lässt.
Doch in Frankreich haben die Osterferien begonnen, und die sollen genutzt werden. Bis auf Madame hat die Familie Remetter gerade ihren ersten Programmpunkt erledigt: ein Besuch am Grab von Abbé Pierre.
Dreißig Jahre lang hatte der streitbare Priester aus Lyon, der es bis in die Politikpaläste von Paris schaffte, der sich im Zweiten Weltkrieg auf die Seite der Résistance schlug und zeitlebens für die Ausgegrenzten der Gesellschaft kämpfte, die Liste der beliebtesten Franzosen angeführt. Bis